Elliot Forbes, Haar- und Pflegespezialist aus London, hat vier Jahre lang im Treatmentspace im MÜHLE Store in Carnaby gearbeitet. Im Jahr 2019 wurde er mit einem Video über Haartrends ein TikTok-Star. Mittlerweile hat er dort 9,7 Millionen Follower*innen. Er hat auch einen eigenen YouTube-Kanal und ein E-Book mit Haar- und Bartpflegetipps veröffentlicht. Seit April 2023 arbeitet er hauptberuflich als Content Creator und ist sich noch nicht sicher, ob er das Haareschneiden vermissen wird.

„TikTok war die erste Plattform, die ich verstanden habe“

Elliot, vom Haar- und Bartspezialisten zum TikTok-Star: Wie hat deine Karriere begonnen?

Es war nie meine Absicht, auf sozialen Medien berühmt zu werden – ich habe wirklich nicht daran gedacht, Influencer zu werden oder gar Prominentenstatus zu erreichen. Ich habe meinen Content ausschließlich als Marketinginstrument verstanden. Ich hatte vor, meinen eigenen Barbershop zu eröffnen, und wusste natürlich, dass ich viele Kunden brauchen würde, um erfolgreich zu sein. Anfangs lief es mit dem Content auch nicht so gut, aber ich bin dran geblieben und habe angefangen, Videos zu produzieren.

Warum lief es nicht so gut?

Ich weiß es nicht. Ich hatte Probleme mit Instagram, ich hatte Probleme mit Youtube, ich hatte das Gefühl, dass ich einfach nicht richtig kapiere, was es auf diesen Plattformen braucht.

Und das hat sich mit TikTok geändert?

Ja, als das mit TikTok losging, schaute ich es mir an und verstand einfach sofort den Kontext, es ergab für mich Sinn. Ich dachte: Genau das sollte ich machen! Ich wusste einfach, worum es hier geht.

Was macht TikTok also anders?

Es geht um Spaß, es ist echt. Viel echter als Instagram, wo alles aufpoliert und kuratiert ist. Auf TikTok, vor allem am Anfang, war alles sehr authentisch und es fühlte sich wie eine echte Gemeinschaft an. Willst du ein Gefühl für TikTok bekommen, verbring‘ eine Woche lang zwei Stunden am Tag damit, nur zu scrollen und zu beobachten. Es braucht viel Zeit, sonst versteht man nicht, worum es geht, weil es so viele Insider-Witze und feine Nuancen gibt.

Man muss sich richtig drauf einlassen?

Ja, wenn man ein Video verstehen will, muss man sich manchmal erst vier andere Videos ansehen, damit man weiß, worum es geht.

Warum funktioniert das, was du machst, auf TikTok so gut?

Zum einen habe ich im genau richtigen Moment angefangen. Und zum anderen überlege ich immer, was das Publikum von meinen Videos hat. Sind sie unterhaltsam, sind sie informativ, am besten beides? Ich würde niemals rein selbstreferenzielle Inhalte posten. Ich gebe Haarpflege- und Stylingtipps, ich veröffentliche Beiträge wie die „Top-5-Promi-Frisuren“ – das macht Spaß, man kann aber auch etwas lernen. Irgendwann habe ich dann mit den Rasurvideos und den ASMR-Sounds* angefangen.

Warum sind diese Sounds auf TikTok so wichtig?

Auf TikTok spielen Geräusche tatsächlich eine große Rolle. Man kann das Telefon nicht stumm schalten, wenn man TikTok benutzt – man kann nicht einfach Captions lesen, so funktioniert es einfach nicht. Ich habe während der Lockdowns mit den Geräuschen angefangen, als der MÜHLE-Store in Soho geschlossen war. Ich habe mir das Mikro angesteckt, die Rasiergeräusche aufgenommen und das dann veröffentlich. Die Leute schienen sehr schnell darauf anzuspringen, also machte ich mehr und die Qualität wurde immer besser.

Unterhaltsam müssen die Videos sein, oder informativ – am besten beides.
Ein Markenzeichen von Elliot Forbes ist der Fokus die Geräusche, die bei der Rasur entstehen.
Jetzt sind diese Sounds eine Art Markenzeichen von dir.

Ja. Ich habe mich gerade mit meinem YouTube-Manager getroffen und wir haben beschlossen, dass ich in Zukunft zwei Kanäle bespielen werden – in einem wird es ausschließlich um ASMR gehen.

Bist du mit deinen Follower*innen in Kontakt?

Da ich inzwischen so viele Follower*innen habe, ist es einfach zu viel geworden. Aber da ich mich jetzt ausschließlich auf soziale Medien konzentriere, werde ich dem Austausch ab sofort mehr Zeit widmen.

Bekommst du negative Reaktionen?

Nicht viele. Ich bringe nichts Negatives in die Welt, so kommt auch wenig zu mir zurück.

Erkennen dich die Leute auf der Straße?

Ja, ich werde jeden Tag angesprochen. Ich finde das unglaublich schmeichelhaft! Bisher war auch niemand unhöflich oder übertrieben aufdringlich. Die Leute sind sehr nett und mögen einfach, was ich mache.

Was hat sich geändert, seit du hauptberuflich Content für soziale Medien machst?

In den letzten drei Jahren habe ich viel zu viel auf einmal gemacht – ich habe auch noch als Barber gearbeitet, und hatte eigentlich keine Strategie. Ich hatte nie einen Moment Zeit zum Durchatmen. Aber ich hatte Glück, es hat gut funktioniert, auch finanziell. Jetzt, da es mein Beruf geworden ist, haben sich Planung und Strategie deutlich verändert. Und ich hoffe, dass ich in Zukunft weniger erschöpft bin.

Jetzt, wo du berühmt bist, kommen wahrscheinlich viele Marken auf dich zu. Wie entscheidest du, mit welchen du zusammenarbeitest?

Ich arbeite nur mit Marken zusammen, mit denen ich mich identifizieren kann. Das Publikum erkennt, ob es nur darum geht, etwas zu verkaufen oder ob man ein Produkt wirklich empfiehlt. Für mich ist es wichtiger langfristig Vertrauen aufzubauen als schnell Geld zu verdienen.

Hast du persönliche Favoriten?

Ich benutze tatsächlich viele MÜHLE-Produkte – und ich sage das jetzt nicht, weil ich hier mit 30 Grad spreche! Mein Lieblingsrasierer ist der mattschwarze Rocca. Und der dazugehörige Pinsel – ich benutze die Synthetik-Variante, die ist mir lieber als die Dachshaarversion. Sehr gern habe ich auch Musgo Real, eine wirklich klassische portugiesische Marke der alten Schule, riecht toll!

Es gibt einige ziemlich beeindruckende Videos, die zeigen, wie du deine Haare selbst schneidest! Machst du das immer?

Ich hatte immer Schwierigkeiten, jemanden zu finden, der mir die Haare so schneidet, wie ich sie haben wollte, also habe ich angefangen, sie selbst zu schneiden. Über vier Jahre habe ich mir die Haare nicht mehr von jemand anderem schneiden lassen. Während des Lockdowns, als plötzlich alle ihre Haare selbst schneiden mussten, hatte ich also eine Menge Ratschläge parat.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Irgendwann möchte ich meine eigenen Produkte entwickeln. Aber das wird noch dauern. Damit sind große Investitionen verbunden, und wenn ich es mache, möchte ich es wirklich richtig angehen.

*Der Begriff „ASMR“ wurde im Jahr 2010 geprägt. Er steht für „Autonomous Sensory Meridian Response“ und bezieht sich auf ein entspannendes, oft beruhigendes Gefühl, das sich von der Kopfhaut auf den ganzen Körper ausbreitet.

@elliotforbes

Happy Friday Everyone 🤩🙌🏼 Have a great weekend! Rate the trim! #asmr #asmrbarber #oddlysatisfying #satisfyingsounds

♬ original sound – Elliot Forbes