Kennen Sie unser "kleines Museum", wie wir unsere Sammlung intern nennen? An unserem Firmensitz im Erzgebirge gibt es einen versteckten Raum, der unsere Besucher:innen einlädt, tief in die Geschichte der Rasurkultur einzutauchen. Also hereinspaziert. MÜHLE-CEO Andreas Müller führt Sie ein.

Willkommen in unserer Sammlung!

Andreas, Ihr habt diese Sammlung Anfang der 2000er-Jahre ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

Anfangs entwickelte sich unsere Sammlung Stück für Stück. Natürlich interessieren wir uns als Familie mit unserer Historie grundsätzlich für die Geschichte der Rasurkultur – und so haben wir immer wieder traditionsreiche Objekte erstanden. Da kam über die Jahre schon ein bisschen was zusammen. Irgendwann traf unser Vater den Trödler-Willy. Ein Mann, Anfang 60, der irgendwann in den 00er-Jahren in unseren Nachbarort Aue zog und wirklich ein Vollblut-Trödler war. Der Mann muss recht vermögend gewesen sein, er kaufte mehrere ganze Häuser hier in der Gegend auf und stellte darin seinen Trödel aus. 

Ganze Häuser als Trödel-Showrooms?

Ja, und teils wirklich große, prächtige Häuser! Er hatte zum Beispiel einen ganzen Bunker voll mit Silberbesteck. Außerdem hatte er eine große Leidenschaft für Nassrasur-Artikel und in dem Segment immens viel gesammelt. Irgendwie fand Willy uns als Familienunternehmen gut. Und da mein Vater eine gewisse Ader für so spezielle Charaktere hat, sagte er eines Tages: Wir müssen ihm diese ganzen Exponate abkaufen. 

Ein Reisegefäß mit Rasierpinsel, ursprünglich aus England stammend.
Andreas Müller führt ein in die Geschichte der Rasurkultur.
Hereinspaziert in unseren Herren-Salon: Hier können Sie Platz nehmen an einem alten Frisiertisch und die Atmosphäre vergangener Zeiten nachfühlen.

Eure Sammlung umfasst etwa 2.000 Exponate, einen alten Frisiertisch, auch einige Innenausbauten. Stammt das alles vom Trödler-Willy?

Die Sammlung ist sogar noch größer – einiges ist auch in unserem Store in London-Carnaby ausgestellt. Darunter auch ein weiterer, für meinen Geschmack ja noch viel schönerer Frisiertisch als unserer hier in Stützengrün steht dort in unserem Barber Shop. Die ganzen Möbel stammen aber nicht von Willy, sondern teils aus einem alten Friseursalon aus Ost-Sachsen, teils aus dem ehemaligen Friseurmuseum Kottmarsdorf, das es leider nicht mehr gibt. Doch so kam mit der Zeit wirklich einiges zusammen. Unser ältestes Stück ist beispielsweise eine Rasierschale aus Zinn, die mindestens 200 Jahre alt ist.

Teile der MÜHLE-Sammlung: Die Schachtel, die Platz für Rasierer und Klingen bietet, ist ein Klassiker von Gillette, hier in der Sonderausführung in Gold.
Der ausgefallene Razor aus Japan passt in die runde Hülse, so dass der Rasierer wie ein Füller daherkommt.
Die MÜHLE-Rasierpinsel mit Edelharz-Griffen waren in den 1950ern der Mercedes im Sortiment.
Die Pinsel waren damals in unterschiedlichen Farben erhältlich.

Rasurkultur taucht also nicht nur in Eurem Namen auf – Ihr lebt das hier richtig.

In jedem Fall. Manchmal dienen uns diese Exponate auch als Inspirationen für neue Produkte. Vor allem aber ist unsere Sammlung ein Stück Kulturgeschichte – und die zu erhalten und zu zeigen, das begreife ich auch als unseren Auftrag. 

Sammelt Ihr denn weiter?

Ich gucke nach wie vor sporadisch nach Produkten auf Ebay, oder auf irgendwelchen Flohmärkten. Da finden sich immer wieder tolle Sachen. Der Großteil unserer Sammlung ist heute eingelagert, das kriegen wir in unserem kleinen Museums-Raum gar nicht mehr unter. 

Hast Du ein Lieblingsstück?

Viele! Wir haben einen Wochensatz Rasiermesser, den ich besonders gern mag. Da ist jedes Messer mit einem Wochentag beschriftet, und die Messer liegen in einem mit Samt ausgeschlagenen Etui. Ist natürlich der absolute Luxus. Früher sagte man: Der Stahl muss sich ausruhen, und deshalb sollte man jeden Tag ein neues Rasiermesser verwenden. Eine schöne alte Mär.

Unsere Videos zur Serie finden Sie hier.