„Ich fokussiere mich auf die Wertigkeit eines Produkts“
Sebastian, Deine Arbeiten zeichnen sich durch besondere Lichtsetzungen und manchmal mysteriöse Inszenierungen aus. Was inspiriert dich zu dieser Art der Darstellung?
Das können ganz verschiedene Dinge sein. Ich bewege mich da zwischen einer von der Natur inspirierten Lichtstimmung und einer Lichtsetzung die man eher aus 3D-Renderings kennt. Alles ein bisschen zu perfekt, um es so in der echten Welt vorzufinden, aber gerade noch authentisch genug, um es von Computer generierten Bildern zu unterscheiden. Das klingt erstmal widersprüchlich, aber mir geht es dabei um ein gewisses Maß an Gleichgewicht.
Wie wichtig ist das Spiel mit Licht in deinen Kompositionen, und wie entwickelst du die richtige Lichtstimmung für eine Serie?
Das Licht ist ausschlaggebend für alle meine Bilder. Ich versuche den Gegenständen, die ich fotografiere eine Form zu geben, die ihnen gerecht wird. Manchmal geht das bis zur Unkenntlichkeit. Oft aber reicht es auch, sich die Gegenstände genau anzusehen und lediglich das zu betonen, was schon da ist. Grundsätzlich entwickelt sich die Lichtstimmung schon in der Vorbereitung zum eigentlichen Shoot. Immer in Zusammenarbeit mit der Art Direktion, dem Set Design und dem Kunden. Typischerweise gibt es schon eine konkrete Idee auf Kundenseite, aber es fehlen noch Moods, eine Vision zur Umsetzung. Ich versuche mich wirklich auf das Design des Produktes einzulassen, schaue mir vorhandene Bilder an, nehme Samples in die Hand, lasse sie etwas in meinem Studio auf dem Schreibtisch stehen. Und so entwickelt sich meistens ein Bild in meinem Kopf. Das ist der Punkt an dem ich weiß: So möchte ich diese Produktion gestalten.




Manschettenknöpfe in Rasierklingenform
Wie hat sich dein Ansatz zur Stilllife-Fotografie im Laufe der Jahre entwickelt, und was hat dich besonders geprägt?
Anfangs habe ich noch mit möglichst großen Lichtaufbauten gearbeitet. Mittlerweile reduziere ich das auf ein Minimales. Ich habe festgestellt, dass ich gezielter arbeiten kann, wenn ich aus einer Lichtquelle alles heraushole. Zum anderen gibt es mittlerweile auch die Anforderung mehr Bilder an einem Produktionstag umzusetzen. Da kommt mir eine reduziertere Arbeitsweise entgegen.
Welche Emotionen oder Geschichten möchtest du durch deine Stilllife-Fotografie transportieren, insbesondere bei so alltäglichen Objekten wie Beauty- oder Rasurprodukten?
In meinen Arbeiten fokussiere ich mich auf die Wertigkeit eines Produktes. Auf Oberflächen, Transparenzen, Details und das gesamte Design. Das ist die Basis. Das herauszuarbeiten genügt oft schon, um alltägliche Produkte nicht mehr alltäglich aussehen zu lassen. Mich fasziniert das.

Hast du eine Lieblingsgeschichte aus einem deiner bisherigen Projekte, die deinen Ansatz zur Fotografie besonders gut beschreibt?
Eines meiner persönlichen Highlight-Projekte war die erste Zusammenarbeit mit Max Winter und dem 30 Grad Magazin. Die Strecke „Organic Designs“ bewegt mich noch heute. Max und ich standen vor dem eigentlichen Shoot schon in engem Austausch und haben gemeinsam an der Strecke gefeilt. Wir haben einen groben Rahmen gesetzt, ohne uns vor der Produktion schon zu sehr zu begrenzen. Dazu braucht es aber auch einen Kunden, der Kreative versteht und einen gewissen Vertrauensvorschuss gibt. Das gab uns den nötigen Freiraum, um Motive auszutesten und mit der entsprechenden Konsequenz umzusetzen. Damals habe ich noch in einem alten unbeheizten Studio eines Freundes gearbeitet. Es war kalt und relativ dunkel, aber das war egal. Wir hatten gute Ideen.
Zu der Fotoserie „Organic Designs“
Zu der Fotoserie „Im Fokus“