Während des Corona-Lockdowns machte MÜHLE-CEO Andreas Müller mit seiner Leidenschaft ernst und pflanzte einen 600 Quadratmeter großen Gemüsegarten neben einer 4.000 Quadratmeter großen Streuobstwiese an. Wie ihm das Gärtnern im Alltag hilft.

„Gärtnern tut meiner Seele gut“

Andreas, dein eigener Gemüsegarten ist noch relativ jung. Wir wissen aber, dass du ihn mit großer Leidenschaft pflegst. Was genau ist es, was du so daran liebst, hier zu sein?

Ich glaube, das Gärtnern wurde mir in die Wiege gelegt. Schon als Kind habe ich das gerne gemacht. Nach der Wiedervereinigung, als sich Gleichaltrige auf die „Bravo“ stürzten, abonnierte ich „Mein schöner Garten“. Zu sehen, wie etwas wächst, sich entwickelt – das ist für mich Erdung im wörtlichen Sinn. Wenn ich in der Erde wühle, so nah bei den Elementen bin, dann tut das meiner Seele gut. Inzwischen empfinde ich es als Privileg, Land bebauen zu können. Wir Menschen haben das Jahrtausende lang gemacht – vielleicht ist es auch einfach etwas, was ganz tief in uns drin verankert ist.

Erlernst du im Garten Dinge, die du auf deine Arbeit als Co-Geschäftsführer von Mühle übertragen kannst?

Grundsätzlich kommt die eigene Persönlichkeit ja in allem, was man macht, zum Tragen. Geduld zum Beispiel ist nicht meine Stärke, die kann und muss ich beim Gärtnern allerdings üben.

Andreas Müller fühlt sich zuhause im Erzgebirge, auch wenn er sich früher oft weg gesehnt hat.
Es ist Anfang April. Was passiert denn aktuell in deinem Garten?

Die Obstbäume wurden gerade beschnitten. Das duldete keinen Aufschub mehr. Schließlich muss das erledigt sein, bevor die Bäume austreiben.

Wie viele Obst- und Gemüsesorten wachsen bei dir?

Das wechselt immer. Ich versuche eine große Vielfalt anzubauen. Es gibt zum Beispiel kaum Beete, in denen nur eine Sorte wächst, sondern es geht immer bunt zu. Die Pflanzen brauchen zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Nährstoffe, wenn man sie mischt, gedeihen sie besser und sind resistenter gegen Schädlinge, die dann nie das ganze Beet befallen. Manches sät sich auch selbst aus oder kommt von Jahr zu Jahr wieder. Das ist eine Konsequenz des Klimawandels, in diesem Fall eine positive. Früher musste man im Erzgebirge jedes Jahr alles neu pflanzen, weil nichts den Winter überstanden hat.

Hast Du genug Ertrag, um damit deine Familie zu versorgen?

In den Sommermonaten auf jeden Fall! Da haben wir so viel, dass wir kein Gemüse kaufen und auch noch viel verschenken.

Wir kennen dich als jemanden, der hohe Ansprüche an seine Arbeit stellt – bist du ein Perfektionist im Garten?

Nein, das schaffe ich gar nicht. Ich halte mich an die Prinzipien der Permakultur, damit ist man fern von Perfektionismus.

Sieht schön aus und erhöht die Fruchtbarkeit: In den Beeten wachsen jeweils verschiedene Pflanzen nebeneinander.
Was heißt das genau?

Es geht darum, alles in einem Kreislauf zu halten. Es werden immer Mischkulturen angelegt. Die oberste Erdschicht wird mit einer Mulchdecke bedeckt, damit sich dort Mikroorganismen ansiedeln und den Kompost in gute Erde verwandeln. Außerdem verwendet man nur organischen Dünger.

Ist der Garten ein Familienprojekt oder nur deins?

Meine Frau kümmert sich um die Erdbeeren, und der Erbeerteil im Garten ist groß. Die Kinder kommen immer mal mit, springen herum und ernten hier und da etwas, aber meist bleiben sie nicht lange. Sie zeigen den Garten jedoch oft ihren Freunden – und das voller Stolz.

Wie viel Zeit verbringst du hier?

Es fühlt sich nie nach viel Zeit an, weil ich es so genieße, aber es kommt einiges zusammen. Zum Beispiel mittags, wenn ich zuhause esse – ich wohne ja unweit der Firma – dann gehe ich danach meist noch eben schauen. Aus dem kurzen Blick in den Garten wird aber schnell eine dreiviertel Stunde.

Im Sommer reicht die Ernte auch für die Nachbarn.
Mit guter Pflege gedeihen Tomaten auch im rauen Erzgebirge.
Abendstimmung: Nach der Arbeit noch im Garten vorbei zu schauen, erdet ihn, sagt Andreas Müller.
Was genau machst du dann?

Erst nur beobachten und mich freuen. Und dann hier gießen, dort Unkraut zupfen, da Bohnen hochbinden. Mit sauberen Händen komme ich nie raus.

Du bist ja sehr technik- und designaffin. Sind dir Zubehör und Tools wichtig?

Ein paar Werkzeuge sind unabdingbar, aber grundsätzlich bin ich da entspannt. Was man definitiv braucht, ist eine gute Gartenschere, gerade für die Obstbäume, weil der Schnitt sauber sein muss und nicht ausfransen darf. Ansonsten schwöre ich auf Grabhacke und Spaten – damit kommt man relativ weit.

Auf was in deinem Garten bist du besonders stolz?

Mein höchster Anspruch ist es, Dinge anzubauen, die hier im Erzgebirge eigentlich nicht wachsen. Blumenkohl zum Beispiel, das hätte man früher nicht gedacht, dass der hier so gut gedeihen kann. Aber siehe da: Es ist gelungen.