„Respektiere die Ideen – egal wie verrückt sie sind“
Deniz, seit 2015 bist Du als Barbier im MÜHLE Store Berlin tätig …
Als Barbier und Friseur sollte man in Deutschland hinzufügen! Die Menschen hier denken oft, Barbiere sind ausschließlich für die Rasur zuständig. Viele wissen nicht, dass wir auch Haare schneiden.
Von Männern.
Naja, als ich in San Francisco gearbeitet habe, kamen ständig Frauen zu uns in den Laden und ließen sich ihre Kurzhaarfrisuren bei uns schneiden. Das passiert hier nie. Eigentlich schade. Was jedoch passiert, ist, dass sich Männer bei unterschiedlichen Personen den Bart rasieren und die Haare schneiden lassen. Davon würde irate ich immer ab. Das ergibt einen Mismatch – das passt nicht.
Wie ist Deine Geschichte: Wie kamst Du zum Beruf des Barbiers?
Ich war ungefähr 17 Jahre alt, als ich anfing im Friseursalon zu jobben. Er gehörte einer Freundin meiner Mutter. Damals liebte ich es, zu zeichnen und kreativ zu sein. Ich fand es dann großartig, den Friseurinnen und Friseuren dort dabei zuzusehen, wie sie Haare schnitten. Und so fing ich irgendwann selbst an zu schneiden und bemerkte, dass ich meine Kreativität in dem Beruf wunderbar ausleben kann.
Also hast Du ganz klassisch als Friseur angefangen?
Barbier wurde ich erst einige Zeit später. Ich fand die Atmosphäre und Energie in den Barber Shops nochmal ganz anders – ich mochte diese Orte von Anfang an sehr. Irgendwie fühlte es sich entspannter an, mehr nach Rock’n’Roll. Man sprach dort über Politik, Philosophie, das Leben.
Wie bist Du dann zu MÜHLE nach Berlin gekommen?
Meine Geschichte mit dem Unternehmen begann bereits in San Francisco. Wir suchten nach einem Geschenk für den Vater meiner Freundin, es sollte etwas richtig Gutes sein, von hoher Qualität. Wir wurden dann in einem Barber Shop fündig: mit einem Shaving Set von dieser deutschen Manufaktur namens MÜHLE. Also wir dann Jahre später nach Berlin zogen und ich nach einem Job hier suchte, war MÜHLE gerade dabei, den Laden in den Hackeschen Höfen mitsamt Barber Salon zu eröffnen. So kam eins zum anderen.
Welche drei Eigenschaften sollte man als Barbier mitbringen?
Erstens denke ich, sollte man immer die Ideen der Menschen respektieren. Man sollte wirklich versuchen, ihnen das zu geben, wonach sie suchen. Manchmal kommen die Leute ja mit den verrücktesten Einfällen hierher. Dann sollte man die eigene Erfahrung so nutzen und übersetzen, dass diese Ideen aufgehen und die Menschen zufrieden nach Hause gehen.
Und zweitens?
Das gilt wahrscheinlich nicht nur für den Beruf des Barbiers: Man sollte in der Lage sein, Vertrauen in die eigene Meinung und Expertise entwickeln zu können. Man wird niemals der perfekte Fit für jede Person sein, das ist so, und das ist okay. Das sollte einen nicht verunsichern. Denn was man versuchen kann, egal, wie gut man mit den Kunden matcht, ist doch, seinen Job immer so gut wie möglich zu machen. Und dann, drittens: Gewinnen heißt für mich, immer weiter spielen zu wollen, sich nicht auf dem eigenen Können auszuruhen, sondern immer weiter lernen und besser werden zu wollen. Das ist meine Devise. Und ich glaube, die ist wichtig im Barber Business.
Was würdest Du sagen, sind die weit verbreitetsten Rasurfehler?
Oh! Das ist natürlich ein weites Feld. Es gibt schließlich wenige Möglichkeiten, es richtig zu machen, und endlos viele, es zu vermasseln. Was am Häufigsten falsch gemacht wird: Haut und Bart werden nicht richtig auf die Rasur vorbereitet. Man braucht eine gute Rasiercreme, einen guten Pinsel, man braucht heißes Wasser, Schaum und etwas Zeit. Manche rasieren einfach drauf los. Aber die Haut braucht Vorbereitung.
Und dann: Viele rasieren mit viel zu viel Druck. Ein Nassrasierer ist aber extrem scharf und braucht im Grunde nicht viel Hilfe bei seiner Arbeit, nur die richtige Rasurrichtung. Man muss die Haut etwas stretchen mit den Fingern, damit das Haar herauskommt und man es gut abrasieren kann. Zu viel Druck verursacht nur Irritationen und Schnitte.
Was ist besser für Rasur-Anfänger: Ein elektrischer Rasierer oder ein Nassrasierer?
Ein elektrischer Rasierer wirkt natürlich immer so viel einfacher. Auf den ersten Blick. Aber eigentlich macht er viel mehr Arbeit. Denn man rasiert damit ja immer nur recht oberflächlich, man kommt nicht richtig nah ran ans Haar. Mit einem Nassrasierer kann man sich alle 2-3 Tage rasieren, mit einen elektrischen Rasierer muss man täglich, wenn nicht gar mehrmals täglich rasieren.