Strohhalme in Fischmägen, Mikroplastik im Trinkwasser, Lebensmittel im Abfall. Viele haben genug von Müllbergen und Verschwendung. „Zero Waste“ heißt die rasant wachsende Bewegung, die dazu aufruft, Lebensgewohnheiten zu verändern und auf gut gemachte Dinge zu setzen, die halten – so wie die Produkte von MÜHLE. Eine Erklärung in acht Punkten

Wertschätzen statt wegwerfen

Der Grundsatz der Bewegung: Weniger ist mehr

26.000 Artikel bietet ein deutscher Supermarkt heute durchschnittlich an, etwa viermal so viele wie im Jahr 1984. Eine Studie der Boston Consulting Group geht davon aus, dass der weltweite Kleiderkonsum bis 2030 um 63 Prozent ansteigen wird. Elektrogeräte werden so konstruiert, dass sie mit Ablauf der Garantie kaputt gehen. Die Folgen sind Müllberge und ein übermäßiger Verbrauch der Ressourcen, die unsere Lebensgrundlage bilden – und die unserer Kinder. Immer mehr Menschen, insbesondere in den westlichen Industrieländern, möchten dagegen etwas tun. Hier liegt der Ursprung der Zero-Waste-Bewegung. Unter dem Begriff wird eine Reihe von Überlegungen zusammengefasst: Von der Vermeidung von Müll durch Mehrweg über minimalistischen Lebensstil bis hin zu Sharing Economy, in der vom Auto bis zur Bohrmaschine Dinge gemeinsam benutzt werden. Zero Waste ist weniger definiertes Programm als allgemeines Ideal. Die Sorge um die Grenzen des Wachstums und die Zerstörung der Umwelt sind nicht neu. Bereits Ende des letzten Jahrtausends beschäftigten sich Umweltaktivisten wie der amerikanische Chemieprofessor Paul Connett mit Müllvermeidung. Zur Bewegung wuchs Zero Waste mit der Verbreitung durch das Internet und der sozialen Medien. Foren formten aus Forschern und Aktivisten eine Community, auf Instagram stellen sympathische Vorbilder ihren „korrekten“ Lebensstil zur Schau und Bloggerinnen leben vor, dass Verzicht auf Müll keineswegs Verzicht auf Lebensfreude bedeuten muss.

Die Ikone: Bea Johnson führte als erste vor, wie es geht

Wahrscheinlich war Bea Johnson einfach die richtige Stimme zur richtigen Zeit. Im Grunde beschäftigte sie nur, was viele beschäftigte: Was kann ich persönlich eigentlich gegen Umweltzerstörung und Vermüllung tun? Das Thema ließ viele Menschen nicht los, aber so alltagstauglich wie Johnson hatte es bis dato noch niemand auf den Punkt gebracht. So wurde die charmante Französin, die einst als Au-Pair-Mädchen in die USA kam und 2008 auf ihrem Blog „Zero Waste Home“ begann über ihre Versuche zu berichten, mit Mann und zwei Söhnen ohne Müll auszukommen, in kurzer Zeit zur Ikone der Bewegung. Ihr Buch „Zero Waste Home“ wurde in 25 Sprachen übersetzt und gilt heute als Klassiker. Als Rednerin tourt sie um die Welt. Auf der Bühne führt sie gekonnt vor, dass der berühmte französische Chic auch mit minimaler Second-Hand-Garderobe möglich ist, während sie vom Glück eines Lebens spricht, das mit Erfahrungen gefüllt ist statt mit materiellen Dingen. 

Refuse, Reuse, Recycle, Repair, Reduce, Rot – die wesentlichen Richtlinien für die Müllvermeidung

Die Zero Waste Prinzipien: Die 6 Rs

Ein komplexes Phänomen auf den Punkt zu bringen und in Handlungsanweisungen umzusetzen, ist nicht so leicht. Zur kompakten Erklärung der wesentlichen Anliegen haben sich die 6 Rs durchgesetzt, die auf die Abfallhierarchie zurückgehen, wie sie unter anderem in der Abfallrichtlinie der EU von 2008 definiert wird. Höchste Priorität hat hier die Vermeidung von Abfall (Refuse), gefolgt von Mehrweg (Reuse) und Recycling (Recycle). Die anderen drei heißen Repair (Reparieren), Reduce (Reduzieren) und Rot (Verrotten). Mit Reduzieren ist nicht nur die Menge des Abfalls gemeint, es geht auch darum, genauer nachzudenken, was man wirklich braucht, um bewusster und weniger zu konsumieren. „Rot“ bezieht sich auf die Kompostierung von organischen Abfällen. 

Anleitung für den Alltag: Bloggerinnen machten die Idee zum Lifestyle

Was Wissenschaftler mit fundierten Ausführungen und Aktivisten mit strengen Appellen nicht gelingt, schaffen einige junge Frauen mit links: Menschen dazu zu bringen, ihr Leben zu ändern. Erst durch erfolgreiche Bloggerinnen mit hohem Identifikationspotential wurde Zero Waste zum coolen Life­style. Sympathisch und nahbar lassen Frauen wie Kathryn Kellogg von „Going Zero Waste“ an ihrem Alltag teilhaben, vom Einkauf mit Schraubgläsern bis zum Schminken mit Kakaopulver. Die Motivation beschreibt die bekannteste deutsche Zero-Waste-Bloggerin Shia Su von „Wasteland Rebel“ so: „Ich möchte Teil der Lösung sein und nicht des Problems.“

Neue Materialien: Die Forschung ist gefragt

1907 entwickelte der belgische Chemiker Leo Hendrik Baekeland ein Verfahren, Phenolharz in einen haltbaren und vielseitig verwendbaren Stoff zu verwandeln – Bakelit war der erste in großen Mengen industriell hergestellte Kunststoff. Die Nachfahren der erstaunlichen Innovation haben sich gut 100 Jahre später zu einer der größten Herausforderungen des Planeten entwickelt: Kunststoffe sind nicht biologisch abbaubar, schwer zu recyceln und oft giftig. Da man sie aber nicht ersatzlos aus der Welt entfernen kann – schließlich stecken sie vom Kinderspielzeug bis zum künstlichen Hüftgelenk in einer Vielzahl von Produkten – gilt es Alternativen zu finden. Tatsächlich passiert hier viel: Einweggeschirr aus kompostierbarem Bambus und wachsbeschichtete Tücher, die Frischhaltefolie ersetzen, sind bereits auf dem Markt. Diverse Start-ups tüfteln an nachhaltigen Folien aus Zellulose, Algen, Agrarresten oder den Blättern der Arekpalme, Styropor könnte durch Pilzschaum oder Biokunststoff aus Milchsäure ersetzt werden. Sehr praktisch wären auch wasserlösliche Lebensmittelverpackungen, wie sie die Firma Monosol entwickelt. (Lesen Sie mehr über Neue Materialien hier).

Vorreiter in Sachen Zero Waste: San Francisco zeigt, wie es geht

Urbane Zukunft: Die Null-Müll-Stadt

2012 verkündete San Franciscos Bürgermeister Edwin M. Lee stolz, dass in der Stadt 80 Prozent des Müllaufkommens recycelt und kompostiert werden. Mit dieser geringen Verkippungs- und Verbrennungsquote ist die Stadt in den USA mit Abstand die Nummer Eins, was Müll-Vermeidung angeht. 2009 hatte die Stadtverwaltung das ehrgeizige Ziel vorgegeben, bis 2020 die erste Zero-Waste-Stadt der Welt zu werden. Dank eines strengen Mülltrennungsgesetzes für Unternehmen und Privathaushalte ist man bereits recht weit gekommen. Komplett müllfrei ist San Francisco aber noch immer nicht. Dafür müssten erst neue Lösungen für Verpackungsmaterialien gefunden werden, die sich nicht recyceln lassen (siehe Material).

Auf dem Vormarsch: Unverpackt Läden

Jeder kennt den frustrierenden Moment: Ist der Einkauf aus dem Supermarkt zu Hause verstaut, steht man vor einem großen Haufen Müll. Das muss anders gehen, sagten sich Unternehmerinnen wie Marie Delaperrière und Milena Glimbovski. Und beschlossen, Läden zu gründen, in denen man Lebensmittel ohne Verpackung kaufen kann. Delaperrières „Unverpackt – lose, nachhaltig, gut“ eröffnete im Februar 2014 in Kiel, Glimbovskis „Original unverpackt“ kurze Zeit später in Berlin – Crowdfunding sei dank. Inzwischen gibt es in Deutschland etwa 100 Unverpackt-Läden, Bio­supermarktketten wie Whole Foods in den USA haben ihr Sortiment umgestellt, so dass man die Waren in mitgebrachte oder vor Ort erworbene Mehrwegbehälter füllen kann. 

Waren Zero Waste bevor der Trend erfunden wurde: Die Pinsel und Hobel von MÜHLE sind lebenslange Begleiter

Auch Zero Waste: MÜHLE

Kein Wunder, dass MÜHLE-Produkte in vielen Läden vertreten sind, die auf nachhaltigen Konsum und Müllvermeidung achten. Kaum ein Tag vergeht, an dem sich kein Ladenbetreiber in der Zentrale in Stützengrün meldet, der Mühle ins Sortiment aufnehmen möchte. Die Rasierhobel und -pinsel waren gewissermaßen bereits Zero Waste bevor der Trend überhaupt erfunden wurde und nicht erst seitdem im vergangenen Jahr die Verpackungen so überarbeitet wurden, dass sie jetzt kunststofffrei sind. Nur die Klingen auszutauschen, verursacht deutlich weniger Müll als Einwegrasierer. Zeitlose Designs, hochwertige Materialien und Verarbeitung machen aus den Produkten lebenslange Begleiter.

Dieser Artikel ist zuerst in der gedrucken Ausgabe von 30 Grad im Herbst 2019 erschienen.