Und wie handhaben Sie es mit dem Sonnenschutz? Trauen Sie sich noch an den Strand? Autor Florian Siebeck über seine Haltung zur Hautalterung.

Freunde der Sonne

Ein Freund erzählte mir neulich, er schmiere sich jetzt jeden Tag Sonnencreme ins Gesicht. Gegen das Alter. Er ist erst Anfang 30, aber mit Anti-Aging könne man nie früh genug anfangen, sagt er. Bisher kannte ich diesen Spruch nur von botoxhungrigen Freundinnen, aber er scheint nicht nur für Nervengift zu gelten. Unter der Sonne, erzählt der Freund, altere die Haut schließlich um bis zu 80 Prozent schneller. Schon vor Jahren, als meine Dermatologin mir das erzählte, antwortete sie auf meine Frage, ob ich trotzdem noch an den Strand gehen könne, mit dem Satz: „Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt.“

Seither grüble ich, was das nun heißen soll: Wenn es sich nicht vermeiden lässt. Wenn das Leben ohne Meer keinen Sinn mehr zu haben scheint? Natürlich verwende ich, wie empfohlen, Lichtschutzfaktor 50. Aber bisher eben wirklich nur, wenn die Sonne am Himmel brennt. Dass ich die Zeichen der Zeit offenbar verschlafen habe, merke ich kurze Zeit später, als ich einen anderen Freund frage, wie er es denn mit der Sache hält. „Sonnencreme ist das Wichtigste!“, antwortet er. „Du willst doch auch in 30 Jahren noch krebs- und faltenfrei sein.“

Auf meine Ausflucht, man wisse ja gar nicht, was da überall drin ist, empfiehlt er mir eine handelsübliche Drogeriemarke. Die sei unbedenklich und gar nicht teuer, sagt er. Leon habe sie empfohlen. Leon, klärt er mich auf, ist Biologie-Student und Beauty-Influencer, der auf seinem Instagram-Account „xskincare“ Produkte empfiehlt und ihre Inhaltsstoffe erklärt. Ich habe ihn schon gedanklich in der Influencer-Schublade versenkt, da schaue ich auf sein Profil. Es dauert nicht lang, da gebe ich mich geschlagen: Nicht nur, weil ihm Dutzende guter Freunde folgen. Sondern auch, weil er wirklich Ahnung zu haben scheint. Und: Er rät gefühlt häufiger von Produkten ab, als Empfehlungen auszusprechen.

Ein Thema liegt Leon besonders am Herzen: Sonnenschutz. „Am besten auch zuhause“, sagt er. „Denn UVA-Strahlen kommen auch durchs Fenster.“ Notiert. Ich bin erst Anfang 30, aber mit Sonnenschutz kann man nie früh genug anfangen.

Florian Siebeck lebt in Frankfurt und schreibt u.a. für Frankfurter Allgemeine, Monocle und Architectural Digest. Ein Song, der sein Leben nachhaltig verändert hat, heißt passenderweise „Wear Sunscreen“.

Dieser Beitrag ist zuerst im Frühjahr 2022 in der gedruckten Ausgabe von 30 Grad erschienen.