Was braucht es für die richtige Schnurrbart-Form? Und worauf ist beim Vollbart zu achten? Evelyn Gutweniger vom Nomad Barber über Trends und Tricks und die Frauenquote im Barbier-Business.

„Ein Bart allein qualifiziert nicht zum Bartschneiden“

Zwischen einem Späti auf der einen und einer Galerie für zeitgenössische Kunst auf der anderen Seite befindet sich auf der Schönleinstraße in Berlin-Kreuzberg der Nomad Barber Shop. Die 32-jährige Evelyn Gutweniger ist dort Head Barber. Mit ihr haben wir über das Barbierhandwerk, das Arbeiten in einer von Männern dominierten Branche und die beliebtesten Bart-Styles der Stunde gesprochen.

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Die Begeisterung für dieses Handwerk begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich bin neben einem Friseursalon aufgewachsen und habe damals viel Zeit damit verbracht, die Angestellten bei der Arbeit zu beobachten. Sobald ich 16 Jahre alt war, habe ich meine Ausbildung zur Friseurin in meiner Heimat Südtirol begonnen.

Warum hast du dich später als Barbier spezialisiert?

Von Anfang an war ich vor allem an Kurzhaarschnitten interessiert. Hier sieht man direkt, ob sie gut gemacht sind. Nach meiner Ausbildung habe ich zunächst in Australien und London als Barbier gearbeitet, bevor ich im April 2017 im Nomad Barber Shop in Kreuzberg angefangen habe. Den Laden kannte ich bereits aus London – so konnte ich mir ein Stück der tollen Barberkultur aus England in Berlin erhalten.

Was unterscheidet das Nomad-Konzept von anderen Barbershops?

Definitiv, dass wir uns viel Zeit für unsere Kunden nehmen. Bei einem Termin für Haare und Bart ist es mehr als eine Stunde. Zum Service gehören auch eine Gesichtsmassage und eine Nackenrasur mit dem Messer. So wird die Rasur zum Entspannungsprogramm.

Wie steht es um Frauen im Barbierbusiness: Ist das eher eine Seltenheit?

Vor allem in Deutschland sind weibliche Barbiere eher die Ausnahme. Es ist mir auch schon passiert, dass Leute in den Laden gekommen sind und mich gefragt haben, wie ich als Frau einen Bart schneiden kann. Aber ein Bart allein qualifiziert noch lange nicht zum Bartschneiden. In anderen Ländern, vor allem im englischsprachigen Raum, arbeiten meinem Eindruck nach deutlich mehr Frauen als Barbiere.

Welche Bart-Trends sind bei deinen Kunden aktuell besonders beliebt?

Der Schnurrbart ist wieder stark im Kommen und wird bei uns im Shop viel nachgefragt. Der Vollbart und die Nassrasur sind zwei Klassiker, die immer sehr beliebt sind.

Was sollte man beachten, wenn man sich selbst einen Schnurrbart schneidet?

Beim Schnurrbart kommt es vor allem auf die richtige Form an. Ich würde dazu raten, die Barthaare von der Mitte ausgehend etwas diagonal, also der Lippenlinie folgend, zu schneiden. Mit Wachs und Föhn kann man ihn anschließend noch besser in Form bringen oder sogar zur Seite zwirbeln.

Welche Tipps hast du für Männer, die sich zum ersten Mal einen Vollbart wachsen lassen?

Man sollte sich zunächst ein Bild davon machen, wie dicht der eigene Bartwuchs ist. Von ein paar kleinen Löchern im Bart würde ich mich jedoch nicht abhalten lassen. Im Gegenteil: Ich finde, das gibt dem Ganzen mehr Charakter. Dann würde ich relativ früh zum Barbier gehen, um das Barthaar in eine Grundform mit sauberen Konturen zu bringen, die man zuhause halten kann. Gerade am Hals muss der Bart auf der richtigen Höhe enden, damit er optisch kein Doppelkinn erzeugt, wo gar kein Doppelkinn ist.